Steigende Grunderwerbsteuer frisst Zinsvorteil auf

vom 17. Oktober 2013 (aktualisiert am 12. Januar 2018)
Von: Carsten Wegner

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Zinsen für Kredite sind niedriger, als die meisten Deutschen je erlebt haben. Mitte der 70er und Anfang der 80er Jahre lag der Satz bei einer Laufzeit von 10 Jahren noch bei über 10 Prozent, im Sommer 2008 immerhin bei 5 Prozent, jetzt im Herbst 2013 bei 2,3 Prozent (nach einem Abstecher runter auf 1,6 Prozent im Mai 2013). Die beste Zeit also für einen Hauskauf oder zum Bauen. Oder zumindest, um schon mal das Grundstück zu erwerben. Billiger wird's nicht.

Billiger wird's allein schon wegen der Grunderwerbsteuer nicht. Denn seit der Staat 2006 das Besteuerungsrecht an die Bundesländer abtrat, stieg diese Immobiliensteuer und stieg und stieg. Nur Bayern und Sachsen verlangen noch den ursprünglichen Satz von 3,5 Prozent. Die meisten anderen nehmen 4,5 bis 5 Prozent (siehe Tabelle). Vier Länder wollen zum 1. Januar 2014 erhöhen: Bremen und Niedersachsen auf 5 Prozent, Berlin auf 6 Prozent und Schleswig-Holstein auf 6,5 Prozent - einsamer Spitzenwert.

Grunderwerbsteuer fast verdoppelt

Derzeit verlangt Schleswig-Holstein 5 Prozent Grunderwerbsteuer, vor 2012 waren es noch 3,5 Prozent. Von 3,5 auf 6,5 Prozent - das ist nahezu eine Verdopplung innerhalb von 2 Jahren. Oder in Geld ausgedrückt: Ab 2014 verlangt das Finanzamt bei einer 200.000-Euro-Immobilie 3 Prozentpunkte = 6.000 Euro mehr Steuern als rund zwei Jahre zuvor.

Zum Vergleich: Der Zinssatz für langfristige Kredite sank von Oktober 2011 bis Oktober 2013 um etwa 0,5 Prozentpunkte. Auf obige Beispielimmobilie bezogen, bedeutet das eine jährliche Ersparnis von vereinfacht 1.000 Euro (200.000 Euro x 0,005).

Der Käufer des Hauses muss also ab 2014 gegenüber 2011 einmalig so viel zusätzliche Grunderwerbsteuer zahlen, wie er über die ersten sechs Jahre der Kreditlaufzeit durch den niedrigeren Zinssatz spart. Oder anders gesagt: Die 2014er Grunderwerbsteuer frisst 6 Jahre Zinsvorteil auf. (Das ist natürlich ein stark vereinfachtes Rechenbeispiel, das weder Tilgung noch Zinseszins berücksichtigt.)

Tricks zum Senken der Steuer

Angesichts dieser Entwicklung lohnt es sich in Berlin, Bremen und Schleswig-Holstein, den Kaufvertrag über Haus oder Wohnung noch 2013 über die Bühne zu bringen. Es gibt im Netz einige weitere Tipps zum Senken der Grunderwerbsteuer, zum Beispiel im Financescout24-Blog. Der häufigste Tipp in Nachrichten und Foren: Instandhaltungsrücklage sowie bewegliche Einbauten wie Sauna und Küche aus dem Kaufpreis herausrechnen. Doch diese Tricks haben auch Nachteile und Stolperfallen, die oft unterschlagen werden. Welche das sind und wie Sie sie umgehen, lesen Sie in diesem Artikel.

Außerdem sollten Sie Tacheles mit Ihren Landespolitikern reden. Eine Steuererhöhung um bis zu 85,7 Prozent (in Schleswig-Holstein) bei der Grunderwerbsteuer innerhalb von 2 Jahren grenzt an Enteignung.

Herzlichst, Ihr

Carsten Wegner
Herausgeber