Experten und Effizienz
Liebe Leser, lieber Leser,
ich bekomme immer wieder Zuschriften von Lesern mit Fragen zu ihrem persönlichen Steuerfall. Manchmal sind sie allgemein und "einfach" genug, um sie zu beantworten oder auf einen meiner bestehenden Artikel zu verweisen. Meistens aber sind sie zu speziell, um darauf zu antworten - dies ist laut Gesetz nur den Vertretern der steuer- und rechtsberatenden Berufe erlaubt.
Genau auf diese Berufe verweise ich dann - das ist ohnehin der beste Tipp! Denn niemand hilft im konkreten Einzelfall so gut wie ein Steuerberater oder Anwalt, egal ob es um mehrere tausend oder wenige hundert Euro Steuerersparnis geht.
Die richtige Information zur richtigen Zeit
Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich freue mich über Ihr Vertrauen in meine Redaktion und mich. Ich will auch nicht den Nutzen des Steuer-Schutzbriefs schmälern. Doch wir haben uns immer schon als ein Bindeglied zwischen Mandanten und Beratern gesehen: Wir liefern Ideen und öffnen zum richtigen Zeitpunkt die Augen, sodass sich steuerlich noch etwas bewirken lässt, zum Beispiel bevor das Steuerjahr abläuft und eine Gesetzeslücke nicht mehr genutzt werden kann. Mit diesem Wissen gehen Sie, lieber Leser, zu Ihrem Steuerberater und lassen sich das Sparmodell oder den Steuertrick konkret für Ihren persönlichen Fall umsetzen.
Aber genau an dieser Stelle wollten viele Leserbriefschreiber sparen. Fassungslos denke ich: "Wieso denn bloß? Wieso denn bloß?" und komme mir vor wie ein Rumpelwicht aus "Ronja Räubertochter". Eine Leserin wollte weiterhin in Deutschland Steuern zahlen, hatte ihren Wohnsitz aber schon offiziell ins teurere Ausland verlegt (ja, es gibt tatsächlich diese Zusammenstellung). Bei anderen lese ich vom Erwerb einer Mietimmobilie und von Nachlassregelungen, über die schon vor Jahren ein Berater zumindest hätte drüberschauen sollen. Er hätte so viele Schwachstellen ausbügeln können! Wer hier spart, spart an der falschen Stelle.
Selbst wenn Sie ganz sicher sind, dass sich ein Steuerberater bei Ihnen nicht rechnet, könnte zumindest eine Steuersoftware sinnvoll sein, um die Arbeit zu erleichtern. Denn diese stellt bei der Steuererklärung Querverweise her und fragt Punkte ab, die Sie vielleicht vergessen oder gar nicht gewusst hätten. Sozusagen eine automatisierte Prüfliste, um Fehler zu vermeiden.
Bei Arbeitnehmern ohne komplizierte Einzelfragen lohnt sich außerdem ein Lohnsteuerhilfeverein. Diese haben Niederlassungen und Beratungsstellen in fast allen Städten Deutschlands.
Kosten bestehen nicht immer nur aus Geld
Abgesehen vom Fachwissen: Berater, Software und Lohnsteuervereine eignen sich allein schon, um Zeit zu sparen. Ein Punkt, den viele Deutsche im Kontroll- oder Schnäppchenwahn unterschätzen. Sie fahren 30 Kilometer zur Tankstelle hinter der Grenze und wieder zurück, nur um ein paar Euro für den Sprit zu sparen. Genauso quälen sie sich 5 Stunden durch die Steuermaterie und machen dabei womöglich Fehler, anstatt einen Experten zu bezahlen, der für ein besseres Ergebnis nur 2 Stunden berechnet.
Was könnte man in diesen 5 Stunden alles anstellen! Den Kindern oder Enkeln beim Fußballturnier zujubeln und anschließend gemeinsam Pizza essen gehen. Zwei Kinofilme schauen. Sich beim Sport verausgaben und danach gut schlafen. Ein spannendes Buch lesen. Sich an zwei Abenden mit Freunden in der Kneipe treffen.
Oder ganz einfach 5 Stunden in dem Job arbeiten, in dem man richtig gut ist und das Geld für Software oder Berater doppelt und dreifach verdient.
Wenn es um den effizienten Einsatz von Arbeitszeit oder um ein Maximum an Freizeit geht, dann höre ich oft den Spruch: "Ich kann es mir nicht leisten, mir keine Putzhilfe zu leisten." Meiner Meinung nach gilt dieses Prinzip um so mehr bei Steuerfragen.
Fazit: Ich freue mich immer über Ihre Zuschriften. Aber überlegen Sie sich, ob ein anderer Experte Ihnen in Ihrem konkreten Fall nicht besser hilft. Falls ja, würde ich mich trotzdem über Ihre Geschichte freuen: Schreiben Sie mir Ihr steuerliches Erfolgserlebnis! Ich veröffentliche es in anonymisierter Form, damit auch andere Leser etwas aus Ihren Erfahrungen gewinnen.
Herzlichst, Ihr
Lutz Schumann
Chefredakteur und Herausgeber