Die Politiker verstecken Steuererhöhungen vor uns
Liebe Leserin, lieber Leser,
lange wurde über die "Flat Tax" diskutiert, eine einfache und für jedermann gleiche Einheitssteuer. Jetzt wird diese Flat Tax zumindest für Kapitalerträge Realität – als so genannte Abgeltungssteuer. Ab 2009 kassiert der Staat von allen Kapitalerträgen pauschal 25 Prozent plus 5,5 Prozent Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer.
Viele Steuerexperten hatten die Flat Tax als wahres Wundermittel gepriesen. In diesem Zusammenhang wurde gerne Österreich genannt, wo es seit 1993 eine Abgeltungssteuer auf Zinsen gibt. Dort stiegen die Einnahmen aus versteuerten Zinsen in den Jahren nach der Einführung deutlich.
Doch die deutschen Politiker wollten es mal wieder besser machen und dehnten die neue Pauschalsteuer auf Veräußerungsgewinne für Wertpapiere aus. Das aber kommt einer Steuerpflicht durch die Hintertür gleich! Die noch geltende 12-monatige Spekulationsfrist – in der Veräußerungsgewinne steuerpflichtig waren – entfällt. Künftig werden Anleger für jeden realisierten Kursgewinn (pauschal) zur Kasse gebeten, egal ob sie den Gewinn nach 2 Monaten oder nach 30 Jahren einstreichen. Das trifft vor allem langfristig orientierte Anleger, die bislang komplett steuerfrei davonkamen –, und entpuppt sich wieder einmal als versteckte Steuererhöhung.
Außerdem zeigen sich jetzt schon schwer wiegende Nachteile der noch nicht eingeführten Flat Tax. Ausgerechnet bei meinen Recherchen zur Ende Mai verabschiedeten Unternehmenssteuerreform entdeckte ich eine echte Steuerkröte: Beim Verkauf oder Kündigen einer Lebensversicherung innerhalb der ersten 12 Jahre verlangt der Fiskus ab 2009 kräftig Steuern. Denn auch hier gilt die 25-prozentige Abgeltungssteuer.
Das Beispiel zeigt deutlich: Unsere Politiker versuchen nicht nur, neue Steuerquellen zu erschließen – sie tun dies sogar heimlich, still und leise, ohne dass die Öffentlichkeit davon Wind bekommt. Denn wer bitteschön vermutet, dass zwischen den Vorschriften zur Unternehmenssteuerreform auch Änderungen verborgen sind, die ausschließlich Kapitalanleger und Privatleute treffen?!
Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass nicht einmal sämtliche Bundestagsabgeordnete von dieser versteckten Verschlechterung wissen. Es wäre nicht das erste Mal, dass unsere Politiker ein Gesetzespaket durchwinken, ohne es ausreichend gelesen, geschweige denn verstanden zu haben!
Derart dummdreiste Verschleierungen und Verschlechterungen spornen mich immer wieder an, nach Auswegen und Steuersparmöglichkeiten zu suchen. Vielleicht geht es Ihnen, liebe Leser, ja so ähnlich. In dem Fall freue ich mich umso mehr, Sie mit dem Steuer-Schutzbrief auf dem Laufenden zu halten.
Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende und eine erfolgreiche neue Woche. Herzlichst, Ihr
Lutz Schumann
Chefredakteur