Buchhalter: Vom Erbsenzähler zum Allroundgenie

vom 29. Oktober 2013 (aktualisiert am 29. Oktober 2013)

Liebe Leserin, lieber Leser,

"Bank an Kasse", "Verbindlichkeiten an Bank" - hä?! Solche Buchungssätze büffeln BWL-Studenten, aber auch viele Azubis monatelang. Ich gebe zu, die Buchhaltung war mir in meinem Studium ein Graus, das stupide Lernen der Buchungssätze nicht unbedingt meine Stärke. Ich musste mich oft dazu zwingen. Doch in jeder Rechnungswesen-Klausur musste man diese Buchungssätze aus dem Eff-Eff beherrschen.

Doch das Rechnungswesen der Unternehmen von heute ist mehr als Buchhaltung und Buchungssätze. Noch vor 10 bis 15 Jahren waren die Mitarbeiter im Finanz- und Rechnungswesen als stocksteife Erbsenzähler verschrien, die Rechnungen und andere Belege nach vorgegebenen Buchungssätzen verbuchten und den Jahresabschluss erstellten.

Heute haben sich die Anforderungen an Buchhalter grundlegend verändert. Ohne Kostenrechnung, IT-Wissen und profunde Kenntnisse der Steuervorschriften geht es nicht mehr. Die Bedeutung des Rechnungswesens in den Firmen wächst stetig. Das spiegelt sich auch in den Gehältern wider: Kreditoren- und Debitorenbuchhalter kommen nach zehn bis 15 Jahren im Job auf 43.000 bis 49.000 Euro im Jahr (laut Handelsblatt-Tabelle für 2014). Bilanzbuchhalter mit gleicher Berufserfahrung verdienen bereits zwischen 60.000 bis 66.000 Euro.

Das gilt auch für die Controller. Gute Controller sind gefragter denn je. Die ebenfalls lange als als Erbsenzähler verschrienen Experten tragen entscheidend zum Unternehmenserfolg bei. Sie überblicken das gesamte Zahlenwerk und steuern die Unternehmensziele mit.

Über 200.000 Euro Jahresgehalt für Finanzchefs

Entsprechend gut werden sie bezahlt. Wer eine Berufserfahrung von 6 bis 9 Jahren vorweist, verdient 62.000 bis 75.000 Euro pro Jahr. Leiter der Controlling-Abteilung können im gleichen Zeitraum ihrer Karriere ein Gehalt von 79.000 bis 94.000 Euro verlangen. Ein Chief Financial Officer (CFO, im deutschen etwa Finanzchef, Finanzvorstand oder kaufmännischer Geschäftsführer) aus dem oberen Management kommt, abhängig von der Unternehmensgröße und der Branche, auf deutlich über 200.000 Euro im Jahr.

Heute liefert das Finanzwesen der Geschäftsleitung wichtige Analyse und Beratung. Der CFO ist eng in den unternehmerischen Entscheidungsprozess eingebunden. Wie sich die Anforderungen an die Finanzabteilungen der Unternehmen verändert haben und welche aktuellen Herausforderungen auf CFOs/Leiter der Finanzabteilung zukommen, zeigt der CFO-Report 2013, eine kostenlose Studie des Personaldienstleisters Robert Half.

Kurzum: Der Anspruch ans Rechnungswesens ist gestiegen: Ein CFO muss heute die geschäftliche und strategische Ausrichtung des Unternehmens genau kennen. Als Business-Partner gehört er zum Führungsteam. Der Finanzchef berät, hinterfragt auch Entscheidungen, ist kritischer Gesprächspartner und Coach. Zugleich sorgt er für eine reibungslose Kommunikation mit weiteren internen und externen Geldgebern.

Vielleicht hätte ich ja doch in meinem Studium die Buchungssätze intensiver büffeln sollen. Herzlichst, Ihr

Unterschrift Lutz Schumann

Lutz Schumann
Chefredakteur und Herausgeber