Ab heute gehört Ihr Einkommen Ihnen
Liebe Leserin, lieber Leser,
ist heute ein Tag zum Jubeln oder zum Trauern? Ein bisschen von beidem, würde ich sagen. Wir können jubeln, weil wir ab heute für unser eigenes Konto wirtschaften. Doch zu betrauern ist, dass sich der Staat bis gestern rein rechnerisch jeden Cent gekrallt hat, für den wir dieses Jahr geackert haben.
Heute ist der Steuerzahler-Gedenktag. Nach der Berechnung des Bundes der Steuerzahler ist der 13. Juli 2007 der Tag, ab dem wir wieder für unser eigenes Portemonnaie arbeiten. Vor diesem Datum haben die Steuerzahler rein rechnerisch ihr gesamtes Einkommen an den Fiskus abgeführt. Übrigens: Im Vorjahr war der Steuerzahler-Gedenktag am 5. Juli. In diesem Jahr "durften" wir 8 Tage länger für Vater Staat arbeiten. Ein eindeutiger Beweis dafür, dass er uns deutlich tiefer in die Tasche greift – allen Beteuerungen unserer Volksvertreter zum Trotz.
Der Bund der Steuerzahler errechnet den Steuerzahler-Gedenktag auf Grundlage der volkswirtschaftlichen Einkommensbelastungsquote. Diese Quote zeigt, wie viel der Staat vom Einkommen seiner Bürger und Unternehmen über Steuern und Sozialabgaben kassiert. Für das Jahr 2007 sind es staatliche 53,01 Prozent. Mit anderen Worten: Von jedem erarbeiteten Euro bleiben uns gerade einmal 47 Cent. Den Löwenanteil kassiert der Staat in Form von Steuern und Abgaben – und schafft es damit im internationalen Vergleich auf Platz 2. Nur unser Nachbar Belgien kassiert noch mehr von seinen Bürgern.
Während der Staat hier zu Lande bei einem Ledigen mit 42.000 Euro brutto im Jahr rund 56 Prozent kassiert, liegt der Schnitt der 30 untersuchten OECD-Länder bei knapp 42 Prozent. Einer Familie mit einem Vollzeit- und einem Teilzeitjob werden mindestens 45 Prozent abgezwackt – im Durchschnitt der genannten Industrieländer sind es etwa 35 Prozent. Sie können sich die Studie "Steuer- und Abgabenbelastung im internationalen Vergleich" beim Karl-Bräuer-Institut, dem Forschungsinstitut des Bundes der Steuerzahler, kostenlos herunterladen.
Wenn Sie es noch nicht gewusst haben sollten: Der deutsche Staat zockt uns ab.
Die Gründe für das miserable Abschneiden Deutschlands im Vergleich mit anderen Staaten sind unter anderem die massive Mehrwertsteuer-Erhöhung um sagenhafte 18,75 Prozent und das Anheben weiterer Abgaben wie der Versicherungssteuer sowie der Beiträge für Renten und Krankenkassen, aber auch die vielen "kleinen" Nettigkeiten wie die De-facto-Streichung der Pendlerpauschale, der Wegfall der Abzugsmöglichkeiten für ein häusliches Arbeitszimmer und die Senkung der Sparer-Freibeträge um über 45 Prozent (!).
Damit hat die große Koalition 2007 die größte Steuererhöhung aller Zeiten verbrochen.
Meine Forderung: Wir müssen den Steuerzahler-Gedenktag in den kommenden Jahren wieder deutlich früher feiern!
Das aber funktioniert nur, wenn es endlich zu einer spüren Senkung der Einkommensteuer- und Abgabenbelastung kommt. Schluss mit dem Verschiebebahnhof! Eine Reform nach dem Motto "niedrig – einfach – gerecht" muss endlich her!
Ich wünsche Ihnen einen "feucht-fröhlichen" Steuerzahler-Gedenktag und erholsame Urlaubstage, falls Sie – wie ich – in Kürze in die Sommerferien aufbrechen sollten. Herzlichst, Ihr
Lutz Schumann
Chefredakteur Steuer-Schutzbrief
P.S.: Auch während der Urlaubszeit müssen Sie nicht auf den Newsletter des Steuer-Schutzbriefs verzichten. Allerdings erhalten Sie ihn nicht wie gewohnt einmal pro Woche, sondern voraussichtlich in größerem Abstand.